Symposien Freitag
Änderungen im Programmablauf vorbehalten.
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Raum Paris | 16:15 - 17:45 | 02.10.2015 |
Symposium | Fr27 |
Gibt es in der Retinaforschung Alternativen zum Tiermodell? |
Vorsitzende/r: Stephanie Joachim (Bochum), Kai Januschowski (Tübingen), Sven Schnichels (Tübingen)
Die Wahl des richtigen Modells zur Erforschung von Augenkrankheiten ist eine der wichtigsten - wenn auch oft unterschätzten - Entscheidungen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Forschungsprojekt bzw. einer Therapie. In diesem Symposium werden mögliche Systeme, wie Zell- und Organkulturen, behandelt, die zur Erforschung retinaler Erkrankungen eingesetzt werden können. Ihr klinischer Bezug wird erläutert und kritisch diskutiert. Es wird aufgezeigt, dass Tierersatzmodelle nicht nur eine Imagemaßnahme sind, sondern teilweise dem in-vivo Modellen überlegen sind und somit eine echte Alternative in der ophthalmologischen Forschung darstellen.
Referent/in: Sven Schnichels
(Tübingen)
Die Forschung an Tierersatzmethoden sollte nicht ausschließlich unter ethischen Aspekten betrachtet werden, häufig sind Organ- oder Gewebemodelle sogar der in-vivo Situation überlegen. Speziell das Auge mit seinen verschiedenen Strukturen bietet hier zahlreiche vielversprechende Ansätze für ex-vivo, in-vitro oder in-silico Modelle. Je weiter diese Ansätze verbreitet sind, desto validierter werden auch die Ergebnisse dieser Modelle und letztendlich dann damit auch der Tierschutz. Daher soll dieser Vortrag eine Übersicht über bestehende Organkulturmodelle liefern und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen geben.
Referent/in: Manfred Liebsch
(Berlin)
Referent/in: Sandra Kühn
(Bochum)
Um die pathologischen Veränderungen der Retinadegeneration zu verstehen, sind Modelle notwendig, die meistens aber auf Tierversuche basieren. Hierbei wird der Verlust der Neurone durch die Behandlung mit exzitatorisch-toxischen Substanzen, wie Glutamat oder dem Glutamatanalogon, N-Methyl-D-Aspartat, induziert. Eine gute Alternative zu diesen Tiermodellen sind von Schlachttieren gewonnene Organkulturen der Schweineretinae, welche auch mit Glutamat oder NMDA behandelt werden. Diese Simulation der Retinadegeneration könnte vielleicht eines Tages entsprechende Tiermodelle vollständig ersetzen.
Referent/in: José Hurst
(Tübingen)
Retinale Ischämie nach einem Zentralarterienverschluss, ist ein seit über 150 Jahren bekanntes aber ungelöstes Problem in der Augenheilkunde. Um einer Lösung näher zu kommen gilt es gute und reproduzierbare Modelle zu finden, um mögliche Therapieansätze zu testen. Wir haben mehrere Tierersatzmethoden etabliert an denen wir in vitro an organotypische Kulturen eine Ischämie erzeugen können. Dies ermöglicht eine ausgiebige Testung neuer Therapiemethoden vor der Anwendung in vivo.
Nach Einführung des arteriell perfundierten Augen Modells durch P.Gouras (1970) arbeitete unser Labor an methodischer Weiterentwicklung des Präparates bis zu einer physiologischen Überlebenszeit in vitro von ~12 Stunden. Die Bedingungen sind 37oC, Serum-haltiges, gepuffertes Perfusat, pH 7.4±0.1 mit physikalisch gelöstem Sauerstoff, pO2>400 mmHg. Einstellung der optimalen Perfusat-Flussrate erfolgte aufgrund einer Referenz ERG b-Welle in Dunkeladaptation. Der Aufwand ein isoliertes Säugetierauge in vitro vital zu erhalten ergibt ein breites Spektrum experimenteller Möglichkeiten:
Referent/in: Kai Januschowski
(Tübingen)
Es ist technisch möglich, Schweine- und Rinderaugen direkt post-mortem zu entfernen, die Netzhäute zu explantieren und durch spezielle Verfahren funktionell zu erhalten. Hierfür ist eine enge Kooperation mit Kollegen aus experimentellen Tier-Ops und Schlachthöfen notwendig, um Augen zu erhalten, die sonst verworfen würden. An diesen explantierten Organkulturen kann man hochstandardisiserte elektrophysiologische Ableitungen durchführen.